Schöne Medienwelt

Mensch und Medien, Politik und Sex, Klatsch und Bildung: Meine Meinung zu sehr unterschiedlichen Themen.

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Der Blog gibt nur meine private Meinung wieder und steht in keinem Bezug zu meiner unternehmerischen oder beruflichen Tätigkeit.

Freitag, März 17, 2006

Männer allein zu Hause - Teil 1

Die Männer aus den Jahrgängen ab 1965 waren die ersten, die die Tücken der demographische nEntwicklung zu spüren bekamen. Kaum bekannt, zählten sie zu den ersten Männern, die mit einem Mangel an Frauen zu kämpfen hatten.

Männer, die Schwierigkeiten haben, eine Freundin oder Lebenspartnerin zu finden, gehen davon aus, daß es ja wohl nur an ihnen liegen kann. In den falschen Kneipen gesucht, schlechte Bagger-Technik oder einfach zu schüchtern, denkt sich der Mann. Oder, die selbstbewußte Sorte: "Ich bin einfach zu gut - die Damen trauen sich nicht."Kein Mann kommt auf die Idee, daß demographische Effekte eine Rolle spielen könnten. Drei von ihnen spielen eine besondere Rolle: der natürliche männliche Geburtenüberschuß, der "Pillenknick" und Wanderungen der Erwerbsbevölkerung in die Städte. Der natürliche männliche Geburtenüberschuß beträgt etwa 5 % und hat die klare biologische Funktion, die Selektion des am besten angepaßten Menschen über die genetisch variablen Männer durchzuführen. Viele genetische Defekte, die über das X-Chromosom vererbt werden, treten beim Mann, der nur ein X-Chromosom besitzt, offen zutage und sorgen für eine erhöhte Sterblichkeit schon im Mutterleib. Im mittleren Alter sorgt die erhöhte männliche Sterblichkeit für ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis, dann erringen die Frauen die Mehrheit. So war es zumindest früher mal. Die moderne Medizin hat die Überlebensfähigkeit von Säuglingen und Kindern so erhöht, daß der männliche Geburtenüberschuß mittlerweile für einen fast 5prozentigen Männerüberschuß sorgt.

Der "Pillenknick" verstärkt diesen Trend. Männer und Frauen sind nämlich, wenn sie Partnerschaften eingehen, nicht gleichaltrig. Männer bevorzugen jüngere Frauen, Mädchen reifen schneller und stellen oft Erwartungen an ihren Partner, die nur von älteren Partnern erfüllt werden können. Im Mittel über alle Kulturen beträgt der Altersunterschied bei Ehepaaren 4 Jahre. In Deutschland ist der Altersunterschied von frisch verheirateten Ehepaaren in den neunziger Jahren durch die besseren Wahlmöglichkeiten der Frauen von 4 auf unter 3 Jahre gesunken (Statistisches Jahrbuch 1997). Das hätte für sich allein genommen keinen Effekt. Aber die Geburtenrate in Deutschland sinkt seit dem Pillenknick. Seit 1964 bis in die achtziger Jahre nimmt die Jahrgangsstärke um 2 bis fast 10 Prozent ab. Dadurch ist der Jahrgang, aus dem die männlichen Partner kommen, im Mittel stärker als der zugehörige Frauenjahrgang. Bei drei Jahren Altersunterschied bis zu 25 Prozent (Geburtsjahrgänge zu Beginn der siebziger Jahre).

Der dritte Effekt ist selektiver. Die mobile Erwerbsbevölkerung ist überwiegend männlich. Es ziehen mehr männliche als weibliche Arbeitnehmer in die Städte und auch bei Gastarbeitern herrscht ein starker Männerüberschuß. Das führte dazu, daß lange Zeit mehr deutsche Frauen als deutsche Männer einen Ehepartner mit anderer Staatsangehörigkeit hatten. Inzwischen gleicht sich dieses durch den verstärkten Zuzug osteuropäischer Frauen aus. Auch die Ausbildungseinrichtungen in einer Stadt können das Geschlechterverhältnis beeinflussen. Besonders Aachen und Karlsruhe mit den großen Technischen Universitäten sorgen für einen dauerhaften lokalen Überschuß an Männern.

Einige Daten dazu:
Bevölkerung nach Alter:
Jahrgang 1960: 1136200
Jahrgang 1965: 1232100 (kurz nach Höhepunkt Babyboom)
Jahrgang 1970: 1007600 (im Pillenknick)

Durchschnittliches Heiratsalter:
1990: 31,1 Männer, 28,2 Frauen, Differenz 2,9 Jahre.
1995: 33,2 Männer, 30,3 Frauen, Differenz 2,9 Jahre.

Jahrgang 1965: Anzahl Frauen: 591000, Männer: 641100

Männerüberschuß: 7,8% aller Männer - soviele bekämen keine Frau, wenn strikt gleichaltrige Partner geheiratet werden. 7,8% Arbeitslosigkeit sind ein echtes Problem, 7,8% Einsamkeit aber ?

Berücksichtigung eines mittleren Jahrgangsabstands von 3 Jahren entsprechend üblicher durchschnittlicher Differenz des Heiratsalters (wenn man die tatsächliche Verteilung der verschiedenen Heiratsalter berücksichtigt, kommt tendenziell das gleiche heraus, nur der Rechenaufwand ist höher):

Männerjahrgang 1960: 585300, Frauenjahrgang 1963: 598000, 12700 Frauen im Überschuß

Männerjahrgang 1965: 641100, Frauenjahrgang 1968: 565500, 75600 Männer im Überschuß (= 11,8 % der Männer bezogen auf ihre Gesamtzahl sind überschüssig)

Männerjahrgang 1970: 517500, Frauenjahrgang 1973: 375900, 141600 Männer im Überschuß (27,4 % Überschuß = Chance für einen Mann, eine Partnerin auf Dauer zu finden 3 zu 4! Man stelle sich vor, wie über 27,4 % Arbeitslosigkeit diskutiert würde. 27,4 % ohne Chance zur Familiengründung aber: kein Thema!)

Über eine halbe Million Männer in Deutschland konnten hier in Deutschland nie eine Partnerin auf Dauer finden, egal, was sie anfingen. Es ist wie die Reise nach Jerusalem: Wenn ein Stuhl weniger da ist als Mitspieler, wird am Schluß immer einer stehenbleiben, egal wie schnell nach Aussetzen der Musik alle rennen - sie erhöhen nur gegenseitig den Konkurrenzdruck.

Der Logik folgend müßten im Lauf der nächsten Jahre gut eine halbe Million Frauen aus dem Ausland zu uns ziehen, um dieses Mißverhältnis auszugleichen. Die ausländische Wohnbevölkerung in Deutschland ist jedoch zu 56 % männlich. Erwartungsgemäß tragen die in Deutschland wohnenden Thailänder einen Frauenüberschuß von 18400 Personen und die Philippinen von 14800 Personen bei. Seltsamerweise treten die Schweizer in Deutschland mit einem Frauenüberschuß von 4200 auch noch in Erscheinung, eine unerwartete Kuriosität. Der Beitrag ausländischer Frauen zum Männerüberschuß in Deutschland ist, trotz der häufigen Diskussion über "Frauen aus dem Katalog" vernachlässigbar. Alle Zahlen aus dem Statistischen Jahrbuch 1997 mit Stand 1995.

1 Comments:

Blogger J. Zimmermann said...

Weitere Überlegungen



Man könnte fragen, warum macht man Arbeitslosigkeit zum gesellschaftlichen Problem, erzwungene Einsamkeit aber zu einem privaten? Hier wird doch der monetäre Bereich ganz erheblich über den menschlichen gestellt. Man könnte auch fragen, ob vielleicht in Zukunft Männer im beginnenden Pillenknick verstärkt Frauen sehr unterschiedlichen Alters heiraten und dadurch die Situation entspannen. Die Antwort ist nein, da ja die Jahrgangsstärken sowohl der Frauenüberschußjahrgänge bis ca. 1960 als auch der Nachpillenknickjahrgänge ab ca. 1980/1985 wesentlich schwächer sind als die betroffenen Jahrgänge mit Männerüberschuß.

Was ich bei Diskussionen immer feststelle ist, daß es ganz bestimmte Reaktionen gibt:
1. Bei Frauen oft: "Kann nicht sein. Spielt keine Rolle." Dabei werden die Fakten gar nicht diskutiert. In der Liebe darf die relative Anzahl von was auch immer keine Rolle spielen.

2. Bei Männern, die eine feste Beziehung haben: "Nur Ausrede." Da sie selbst in einer festen Beziehung sind, ist jeder, der es nicht geschafft hat, lediglich unfähig.

3. Bei Männern, die keine Beziehung knüpfen konnten: Die klammern sich manchmal an die demographische Erklärung wie Ertrinkende an ein Tauende. Für sich selber ziehen sie daraus aber selten Konsequenzen außer, daß sie eine schöne Ausrede gefunden haben.

Was ich leider viel zu selten erfahre: 4. Interesse, Nachdenklichkeit über gesellschaftliche Implikationen. Da gibt es einige: Wandel des Sexualverhaltens (Abnahme der Promiskuität), Wandel des Verhaltens in Bezug auf Scheidungen (Anstieg der Scheidungen durch Frauen), Wandel der sozialen Lage der Frau (Anstieg der Sozialtransfers zu Frauen). H.W.Jürgens und K.Pohl haben sich in einer Studie "Sexualproportion und Heiratsmarkt" für das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (Abschlußbericht 1993) mit dem Problem (allerdings eher oberflächlich) befaßt. Das Thema hatte also durchaus eine gewisse Brisanz. Schlußfolgerungen sind aber nie gezogen worden.

Arbeitslose Männer haben natürlich gewisse Probleme, einen Partner für sich zu finden. Das Thema ist übrigens auch wiederholt diskutiert worden. Aber so platt zu sagen, "Frauen gucken nur nach dem Geld", halte ich nicht für angemessen. Tatsache ist aber, daß Männer einem wachsenden Konkurrenzdruck ausgesetzt sind. F.A.Pedersen (University of Delaware) erklärt z.B. die Yuppie-Gesellschaft mit diesem wachsenden Konkurrenzdruck um eine gesunkene Anzahl von Frauen, also den Zwang möglichst früh möglichst schnell beruflich Karriere zu machen. Ich würde aber auch auf andere Eigenschaften sehen. Männer könnten auch verstärkt weibliche Werte übernehmen, um sich attraktiver zu machen, also treuer sein, weniger auf Äußerlichkeiten und mehr auf innere Werte achten, Frauenpositionen bei gesellschaftlichen Fragen übernehmen.

23 März, 2006  

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