Schöne Medienwelt

Mensch und Medien, Politik und Sex, Klatsch und Bildung: Meine Meinung zu sehr unterschiedlichen Themen.

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Der Blog gibt nur meine private Meinung wieder und steht in keinem Bezug zu meiner unternehmerischen oder beruflichen Tätigkeit.

Samstag, März 18, 2006

Männer allein zu Hause - Teil 2

In der FAZ konnte man es prägnant lesen. Stephan Löwenstein schrieb unter dem Titel: „Im Jahr 2015 Schock in Ostdeutschland”, daß eine Studie des privaten Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung eine Bedrohung durch den Bevölkerungsrückgang vor allem in strukturschwachen Regionen in Ostdeutschland, im Ruhrgebiet und im Saarland sehe.
„Junge und gut ausgebildete Menschen zögen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz vor allem in die strukturstarken Gebiete Baden-Württembergs und Bayerns. So blieben die Alten, Arbeitslosen und Geringqualifizierten zurück, wodurch sich dort das Problem potenziere, heißt es in der Studie. Die arbeitslosen und schlecht qualifizierten Männer fielen als Familiengründer weitgehend aus.
Spätestens im Jahr 2015 werde der Osten den „zweiten demographischen Wendeschock” erleben, weil dann eine wegen des Geburtenrückgangs nach 1990 halbausgefallene Generation als Eltern fehlen werde, sagte Klingholz. Nach der Wiedervereinigung war die Geburtenrate in den neuen Ländern auf durchschnittlich 0,77 Kinder pro Frau zurückgegangen.“ (Text: F.A.Z., 16.03.2006, Nr. 64 / Seite 1)
Was hier mit spröden Worten kurz beschrieben wird, ist die Aussicht, daß in einigen Regionen Deutschlands die Vision aus dem gestrigen Beitrag gesteigert wird: umgeben von einem Altersheim sitzen Männer der schlechtesten Sorte zusammen – Verlierer. Ohne Frauen, saufend, debil, nicht selten rechtsradikal, denn Neid ist das einzige, was es in dem Milieu reichlich gibt.
Am gleichen Tag titelt der SPIEGEL „VERLASSENES LAND, VERLORENES LAND“, und gibt im Untertitel den weiteren Ton vor: „Polinnen als letzte Hoffnung“. Jochen Bölsche beschreibt die massenhafte Auswanderung junger Frauen aus Ostdeutschland, die wohl weltweit einmalig ist, denn Frauen sind eigentlich eher seßhaft. („"Nirgendwo auf der Welt ist die überproportionale Abwanderung von Frauen so groß wie in Ostdeutschland", sagt Wolfgang Weiß von der Universität Greifswald. Rainer Klingholz vom Berlin-Institut spricht von einem "historisch einmaligen Phänomen". In der Geschichte der Menschheit hätten bei Völkerwanderungen sonst stets Männer die Vorhut gebildet.“) Doch gut ausgebildete Frauen verlassen die Verliererregionen für Jobs – oder eine gute Partie.
Bölsche behauptet „Politiker erwägen bereits, Ausländerinnen für die Frustrierten anzuwerben - ein fragwürdiges Konzept.“ Nun ist das Konzept alles andere als fragwürdig, verwunderlich ist eher die Behauptung, Politiker hätten solches erwogen. Wenn ein Mangel an Frauen von über 10% bei der Pillenknickgeneration Politiker nicht zum Handeln bewogen hatte, warum dann das Leerlaufen des ländlichen ostdeutschen Raumes durch die Kombination der Nachwendegeburtendepression und des Wegzugs der Frauen zu Jobs und guten Ernährern?
„Frauen neigten dazu, sich ihren Partner möglichst in höheren Sozialsphären zu suchen, erklärt die Magdeburger Professorin Christiane Dienel: >>Frauen heiraten nach oben, Männer nicht.<< “ Wenn nun die ostdeutschen Männer den ostdeutschen Frauen nicht mehr genügen, weil der Wegzug der intellektuellen Oberschicht und Arbeitslosigkeit den durchschnittlichen Sexappeal der Verbliebenen senkt, ist es eine verwegene Annahme, daß willige Polinnen, Russinen oder Philippinas sich damit begnügen könnten.
Zwar ist eines wahr: in diesen Ländern gibt es ebenfalls viele Männer, die als Ernährer wegfallen. In Rußland dezimieren Armut und Alkoholismus die für eine Ehe interessanten Männer so deutlich, daß der Frauenüberschuß heiratswillige Frauen zu weitgehenden Kompromissen zwingt. Für Philippinas bedeutet der Mann im wohlhabenden Westen immer noch eine Wohlstandsversicherung für die Familie im Heimatland. Arbeitslose, deprimierte Männer sind aber auch für diese Frauen keine attraktive Aussicht, egal wie wohlhabend Deutschland sonst auf sie wirken mag. Die blumigen Beschreibungen aus dem SPIEGEL: „Auch die sächsische Landesregierung setzt bei ihren Bemühungen, wieder Leben in die sterbenden Städte zu bringen, offen auf die Macht der Liebe: Auf ihrer Homepage weist sie darauf hin, dass in diesem Bundesland laut Statistik 70.000 Frauen zwischen 18 und 40 Jahren fehlen, während im benachbarten Westpolen Männermangel herrsche.
Die Sprachbarriere zwischen Deutschen und Polinnen sei >>zwar ein Hindernis, aber überwindbar<<, zitiert die regierungsamtliche Website eine deutsch-polnische Kontaktagentur aus Görlitz. In der Stadt sei bereits jetzt zu beobachten, dass >>deutsche Männer durch die Straßen laufen, mit der einen Hand die polnische Freundin haltend, mit der anderen das Wörterbuch<<.“ täuschen darüber hinweg, daß es hier allenfalls den Stoff für weiteren Boulevardjournalismus über „Katalogfrauen“ gibt, aber keine ernsthafte Anstrengung, demographische Probleme zu lösen. Schon bei der Pillenknickgeneration hat der Frauenmangel am Ende nur dazu geführt, daß die deutschen Männer einige tausend ausländische Ehepartner mehr wählen als die deutschen Frauen. Es waren die betroffenen Männer selbst, unter denen nur eine Minderheit daran dachte, den Heiratsmarkt zu globalisieren. Von Seiten der Politik wurde die Suche nach ausländischen Ehepartnern eher aus Sorge vor Scheinheiraten stetig erschwert. Die latente Fremdenfeindlichkeit gerade im ländlichen Ostdeutschland macht es auch nicht einfacher. Bleiben Saufen, Fernsehen und Pornovideos – Männer allein zu Hause.

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