Schöne Medienwelt

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Montag, Januar 08, 2007

Werden Superreiche wirklich immer reicher?

Warum große Vermögen wieder verschwinden oder das Versagen des Josefspfennigs

Wenn Menschen erstmals anfangen, über die Rolle des Zinses bei großen Vermögen nachzudenken, passiert es oft, daß sie sehr bedenkliches bemerken: durch den Zins können große Vermögen exponentiell ansteigen, also z.B. bei 2% verdoppelt sich das Kapital alle 35 Jahre und steigt irgendwann ins Unermessliche. Der Josefspfennig, den also der Vater von Jesus bei seiner Geburt anlegt, ist bei einem bestimmten Zinssatz heute das Mehrfache der Erde in Gold wert. Dies muß dann oft als Argument dafür herhalten, daß ein auf Zinsen basierendes Wirtschaftssystem irgendwann in einer Katastrophe enden müßte. Man glaubt, daß das in zu großer Machtansammlung bei einzelnen Reichen münden würde. Oder es scheint schlicht unmoralisch, daß einzelne Reiche gar nicht anders könnten, als immer reicher zu werden. In Wahrheit ist es aber nie zu einer großen Anhäufung von Vermögen allein über solche Zinsen gekommen – selbst wenn große Vermögen durch Unternehmungen, Raub oder Erbschaft gebildet wurden, verschwanden sie im Laufe der Zeit wieder. Dabei gibt es viele Gründe: Erbteilungen, Verschwendung des Vermögens, Stiftungen, Geldentwertung, Enteignungen, Aussterben von Familien, fehlende Konstanz von Wirtschaftssystemen in der Vergangenheit. Wann immer man Superreiche in der Vergangenheit findet, folgt ihnen eine Spur der Rückumverteilung ihrer Vermögen.

Als Nebenbemerkung fällt mir dazu ein, daß in früheren Zeiten die Superreichen wohl reicher waren als sie es heute sind. Vielleicht leben wir im Zeitalter der ärmsten Superreichen der Geschichte. Ich habe mir mal einige Beispiele für Superreiche in der Vergangenheit herausgegriffen und nachgefragt, was aus deren Vermögen eigentlich wurde.

Die Fugger - die wahrscheinlich reichste Familie aller Zeiten

Der Reichtum der Fugger gründete sich auf den erfolgreichen Großvater Johann Fugger, der 1367 als Weber nach Augsburg kam und 1408 bei seinem Tod 3000 Gulden hinterließ. Das machte damals seine Familie zu einer der reichsten Augsburgs. Seine Witwe und sein Sohn Jakob vergrößerten dieses Vermögen durch Handel, vor allem mit Tuch, auf ein Vielfaches. Jakobs Sohn Jakob Fugger, genannt der Reiche, wurde aber der erfolgreichste Fugger. Er ging nach Innsbruck, und schaffte es, sich eine Vertrauensstellung zu erringen, über die er zum Schuldner von Sigismund von Salzburg wurde. Das eigentlich einträgliche war nicht der Geldverleih, sondern die als Sicherheit übertragenden Handelsprivilegien für Silber. Aus ihnen zog Jakob Fugger gewaltige Gewinne. 1490 gelang es ihm dann aber, in noch einträglichere Geschäfte einzusteigen, als er zum Kreditgeber von Kaiser Maximilian von Habsburg wurde. Wieder waren die als Sicherheit verliehenen Handelsprivilegien und Monopole vor allem im Bergbau und Edelmetallhandel das eigentlich profitable an den Geschäften. Die Zinsen am verliehenen Kapital waren dagegen unbedeutend, das Kapital selbst kaum einbringbar, was die Fugger-Erben um 1600 schmerzhaft spürten, als die Schulden praktisch wertlos verfielen. Jakob Fugger der Reiche hatte aus einem Familienkapital von 15000 Gulden um 1469 ein Vermögen von 667.790 Gulden um 1525 gemacht. Sein Sohn Anton vergrößerte dies dann auf etwa 6 Millionen Gulden (die allerdings in dieser Zeit einiges an Wert verloren hatten). Dies entsprach einem Wert von 10% des Bruttoinlandprodukts (die Gesamtheit der Wirtschaftstätigkeit des Reichsgebietes) des damaligen Deutschen Reiches, würde also heute einem Vermögen in der Größenordnung von 500 Milliarden Euro entsprechen; das wäre mehr als das Vermögen der 20 reichsten Menschen der Welt.Wohin ging dieser Reichtum? Vieles davon spendete schon Jakob Fugger in seine Fuggerei, wo bedürftige Menschen noch heute leben können. Vieles ging auch in prunkvolle Bauten, den Firmensitz, Schlösser oder in Bestechungsgelder für die Kurfürstenversammlung (weil nämlich nur der „richtige“ Kaiser garantierte, daß Fuggers Kredite weiter Bestand hatten) . Vor allem aber bedeutete es unter dem Sohn von Anton, Johann Jakob, fast den Ruin, als die Silberbergwerke in Europa kaum noch Ertrag brachten, und damit die Handelsprivilegien wertlos wurden. Von den Zinsen aus dem Kapital konnte die Familie ihren Reichtum nicht erhalten. 1657 wurde zudem noch der Firmenbesitz in Tirol enteignet. Heute besitzt die Familie Fugger vor allem Immobilien mit einem Gesamtwert, der kaum über 1 Milliarde Euro liegen dürfte, nur ein schwacher Schatten vom Reichtum der Fugger im 16. Jahrhundert.

Die erfolgreichsten Banker ihrer Zeit - die Rothschilds

Mayer Amschel Rothschild (1744-1812) arbeitete als Geldwechsler in Hessen und verstand es, sich an den Hof von Landgraf Willhelm von Hessen-Kassel zu empfehlen. Dieser Fürst war einer der reichsten Monarchen seiner Zeit, weil er seine Untertanen als Soldaten verkaufte. Mit Gelddienstleistungen, diskreten Aufträgen und als Zinseintreiber begründete Rothschild unter diesem Fürsten seinen Reichtum, den er in Großbritannien investiert oder z.B. für die Platzierung von Anleihen verschiedener Fürsten einsetzt. Die fünf Söhne gründen oder übernehmen Banken in Frankfurt, London, Paris, Wien und Neapel. Diese Banken waren zum einen sehr erfolgreich, zum anderen verdienten sie auch aus der strategisch geschickten Zusammenarbeit in verschiedenen Ländern, insbesondere zu Zeit der Kontinentalsperre unter Napoleon. Geldverleih und Platzierung von Staatsanleihen, Schmuggel und Goldhandelsmonopole und die Belieferung von Truppen verschiedener Länder machten die Rothschilds zur reichsten Familie ihrer Zeit. Dieses Vermögen konzentrierte sich noch mehr, als die Enkel von Mayer Amschel zum Teil untereinander heirateten, das heißt 12 von 17 Enkeln heirateten untereinander.Warum sind die Rothschilds heute nicht mehr die reichsten Menschen der Welt? Zum Teil hatten die Bankhäuser Rothschild sehr konservativ angelegt. So ergriff z.B. nur das Pariser Haus die großen Chancen der Eisenbahn, die Mitte des 19. Jahrhunderts die größten Gewinne produzierte. Viel Geld ging in Immobilien, in Schlösser, in den Erwerb von Adelstiteln, in Kunst, wovon dann in neuerer Zeit viel gestiftet wurde. Viele Rothschilds beschäftigten sich später auch lieber mit anderen Dingen als Geldverdienen. Der Wiener Zweig verlor einen Großteil des Vermögens durch die Nazis und später durch Enteignungen unter den Kommunisten in der CSSR. Der Zweig in Neapel stand zeitweilig vor der Pleite, als große Anleihenpakete wertlos wurden. Der Frankfurter Zweig starb 1902 aus. Der Pariser Zweig wurde ebenfalls mehrfach von Enteignungen getroffen (die Nordbahn für die SNCF, unter Mitterand die Bank). Heute sind die Rothschilds zwar noch mit ihren Banken von Bedeutung, aber zählen schon lange nicht mehr zu den Superreichen.

Rockefeller - wie man Öl vergoldet

Die Rockefellers hatten eigentlich nur einen wirklich großen Unternehmer, der aber brach alle Rekorde. Das war John D. Rockefeller (1839 - 1937). Aus bescheidenen Anfängen entwickelte er sich zunächst zum erfolgreichen Händler, wurde aber so richtig reich mit dem Standard Oil Konzern, in den er mit Geschick und ohne Skrupel über 90% der amerikanischen Ölproduktion und –verarbeitung konzentrierte. Umgerechnet auf Werte von 1989 muß er über bis zu 190 Milliarden Dollar verfügt haben, ein Vielfaches von dem, was der heutige reichste Mann besitzt. Dieses Vermögen ging vor allem in gewaltigen Stiftungen auf, die von John D. Rockefeller oder seinen Nachkommen geleistet wurden. Obwohl auch die Nachkommen nicht nur von den Zinsen des Restvermögens lebten, sondern auch selbst wieder unternehmerisch tätig wurden und dabei auch wieder hunderte von Millionen Dollar akkumulierten, besitzt die gesamte Rockefellerfamilie heute wohl nicht viel mehr als 5 Milliarden Dollar, verteilt auf über 15 verschiedene Personen. Das ist zwar reich, aber nicht reich genug, um in einem Atemzug mit den heutigen Superreichen, wie z.B. Bill Gates (Microsoft) oder die Waltonfamilie (WalMart) genannt zu werden.

Fazit: sobald superreiche Familien nicht mehr unternehmerisch tätig sind, sondern nur noch von den Zinsen leben wollen, verschwindet das Vermögen in Erbteilungen, Ausgaben, Spenden, Enteignungen, schließlich auch bei Währungsschnitten und im Rahmen der immer laufenden Geldentwertung. Die Praxis zeigt: große Vermögen wachsen nicht automatisch, sondern brauchen dazu unternehmerischen Einsatz. Vermögen, das nur durch Zinsen wachsen soll, verschwindet im Laufe der Zeit wieder in der Bedeutungslosigkeit. Sonst würde heute die ganze Welt den Fuggern, den Rothschilds oder den Rockefellers gehören.

Webtipp zu dem Beitrag: In http://www.bornpower.de findet man Biographien der Superreichen.

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